Erinnerungen an eine dunkle Zeit

Unser Tag in der Gedenkstätte Hohenschönhausen in Berlin

Am 11.9.2024 besuchten wir als Klasse 10f das ehemalige Stasi-Gefängnis in Berlin- Hohenschönhausen. Als wir das massive Eisentor der Gedenkstätte durchquerten, wussten nur wenige von uns, was uns wirklich erwarten würde.
Nachdem uns zum Einstieg ein kurzer Film zur Aufklärung der damaligen Lage gezeigt wurde trafen wir auf Karl-Heinz Richter. Herr Richter ist ein Zeitzeuge, der die harte Zeit der DDR selbst durchlebt hat. Er führte uns durch das ehemalige Stasi-Gefängnis, erklärte uns jeden Raum und jede Zelle und erzählte von seinen eigenen Erlebnissen. Während er sprach herrschte Stille. Seine Worte waren so emotional, dass man sich die Tränen verdrängen musste. Durch seine Erzählungen war die Geschichte plötzlich nichtmehr fern, sondern spürbar nah. Schritt für Schritt führte Herr Richter uns durch die einzelnen Bereiche des Gefängnisses. Besonders eindrucksvoll war der Moment, als wir vor den winzigen Zellen standen, in denen Menschen monatelang eingesperrt waren, oft sogar ohne zu wissen warum. Der Raum war kaum größer als ein Badezimmer und karg und trostlos eingerichtet. Es fiel uns schwer, uns vorzustellen, wie man hier überhaupt überleben konnte. Dann betraten wir den Verhörraum. Er erzählte uns, wie er selbst hier Stunden ohne Schlaf verbracht hatte. Die Verhörmethoden der Stasi waren gnadenlos: Psychischer Druck, Isolation und ständige Überwachung waren Alltag für die Gefangenen. Für uns, die in einer Welt aufwachsen, in der Freiheit selbstverständlich und sogar eins unserer Menschenrechte ist, war das unbegreiflich.

Zum Ende der Tour standen wir in einer Zelle, die an der frischen Luft war, sie sah aus wie ein Tigerkäfig. In dieser Zelle durften die Inhaftierten nur ganz selten sein. Karl-Heinz war gerne in dieser Zelle, erzählte er uns. Eine seiner Erinnerungen, die er mit uns in dieser Zelle teilte blieb mir besonders im Gedächtnis, er sagte: ,,Immer, wenn ich in dieser Zelle war, war ich sauer, denn ich sah die Vögel in der Luft rumfliegen und dachte mir, sogar die Vögel sind freier als ich selbst.“ Als wir uns von ihm verabschiedeten verließen wir zwar ihn und die Gedenkstätte, aber seine Geschichte war weiterhin in unseren Köpfen, denn die bedrückende Atmosphäre des Ortes und die Schicksale der vielen Menschen hatten einen sehr berührt. Mit diesem Ausflug wurde uns klar, dass Geschichte nicht nur in Büchern steht, sondern auch durch die Menschen lebt, die sie erlebt haben. Die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen wird uns in Erinnerung bleiben – als ein Mahnmal dafür, wie wichtig es ist, sich für Freiheit, Menschenrechte und die Demokratie einzusetzen.

Sofia Deriu, 10f