Debattier AG

Bei einem Streitgespräch die Haltung bewahren, nicht schreien, einander ausreden lassen. Das alles und noch mehr lernt man bei der Debattier-AG am Schulzentrum Sylt. Aber wie kann man sich so eine Stunde am Nachmittag vorstellen? Und wie ist es, wenn man ein Thema vertreten muss, dass man persönlich eigentlich so gar nicht unterstützt?

In einem Gespräch zwischen Nora Kaysser und sechs Mitgliedern der Debattier– AG teilen die Schüler und Schülerinnen ihre Erfahrungen und was sie alles gelernt haben. Aber zuerst noch ein kleiner Exkurs für diejenigen, die von der Debattier-AG noch gar nichts gehört haben.

Die Debattier-AG wird von Deutschlehrer T. Hansen und Wirtschaft-Politiklehrerin S. Polzyn-Stietzel geleitet. In einer Stunde von 45 Minuten nach der Schule, lernen zwei Gruppen von interessierten Schülerinnen und Schülern alles rund um das Thema Debatte. Da wäre einmal die Gruppe bis zur 10. Klasse und die Gruppe ab der Oberstufe. Beide Gruppen treffen sich an unterschiedlichen Tagen. Angefangen mit Debatten anschauen und kritisieren, lernen die Schülerinnen und Schüler alles und können schon bald selbst Debatten führen. Sie üben für ein ganz bestimmtes Event: Den ersten öffentlichen Debattierwettbewerb vor ihren Mitschülern und Mitschülerinnen und Lehrern und Lehrerinnen. Wer dort gewann, fuhr zum Regionalwettbewerb nach Niebüll um von dort bis in das Landesfinale im Landtag in Kiel zu kommen.

Mit folgenden Schülerinnen und Schülern habe ich gesprochen:
Im Oberstufenkurs:
Enis Yildiz, Q1m
Fynn Keuneke, Em

Kurs von der 8. – 10. Klasse:
Nathalie Wulff, 10b
Helen Strasser, 9f
Janna Rohde, 9f
Tim Priewe, 9f

 

Wie kam es zum Beitreten der Debattier-AG?
Enis: Die Idee des Debattierens hat mich schon seitdem ich in der achten Klasse war interessiert. Als ich von Frau Polzyn-Stietzel hörte, dass es jetzt eine AG gibt, bin ich sofort beigetreten. Natürlich auch mit dem Hintergedanken an den Wettbewerben teilzunehmen.

Tim: Bevor Herr Hansen uns davon erzählte, wusste ich gar nicht genau, was debattieren eigentlich ist. Die „Diskussion mit Regeln“ fand ich sehr ansprechend, weil ich gerne diskutiere.

Janna: Meine Freundin Carlotta erzählte mir davon und wir sind zusammen hingegangen!

Nathalie: An meiner alten Schule habe ich auch an der Debattier-AG teilgenommen und den dritten Platz von meiner Schule gemacht. Außerdem macht sich das auch ganz gut auf dem Zeugnis.

Ihr seid ja zwei getrennte Kurse. Wie kann ich mir denn so eine Stunde am Nachmittag vorstellen?
Fynn: Ziemlich unterschiedlich. Oft wird am Anfang der Stunde ein Thema vorgeschlagen, dann recherchieren wird nach Argumenten und gehen anschließend direkt in die Debatte.

Enis: Genau! Alternativ machen wir Übungen zum verbesserten Artikulieren oder schauen uns verschiedene Stilmittel an.

Tim: Wir haben anfangs das Debattieren mit seinen Regeln gelernt. Jede Stunde hatten wir ein anderes Thema zum Disputieren.

Musstet ihr bei den Wettbewerben auch mal ein Thema vertreten, was Ihr persönlich nicht unterstützt?

Enis: Nur im Landtag. Ich sollte den Pro-Standpunkt für das Thema „Sollte Fracking in Schleswig-Holstein erlaubt werden?“ vertreten. Persönlich war ich dagegen, bin dann aber sachlich rangegangen und habe meine eigene Meinung außen vorgelassen.

Helen: Bei der Debatte habe ich versucht neutral zu bleiben. Hauptsache, ich finde gute Argumente!

An so einem Debattierwettbewerb nimmt man ja nicht jeden Tag teil. Wie habt Ihr Euch davor gefühlt?

Nathalie: Ziemlich gemischt. Einerseits war ich sehr sicher, ich hatte mich gut auf mein Thema vorbereit, aber andererseits war ich so müde! Ich habe die Nacht davor kaum geschlafen.

Helen: Ich war schon zwei Tage vorher sehr aufgeregt. Schon beim Gedanken an den Wettbewerb hat meine Hand gezittert. Das war neu für mich. Vor meinen beispielsweise Theaterauftritten war ich nie so aufgeregt. Ich war zugleich aber auch erleichtert, dass meine Teamkollegin und ich so gut vorbereitet waren.

Enis: Ich war froh, dass ich durch das Seminar vor dem Wettbewerb die anderen Leute kennenlernen konnte.

Bis auf das Treffen der Konkurrenz: Was haltet ihr vom Landtag? Den kennt man ja sonst nur von Fotos oder Videos.
Tim: Wow – Effekt! Du kommst in diesen Plenarsaal und kennst das ganze nur von Aufnahmen.
Die Aufregung ist vergessen, weil du so überwältigt und voller Vorfreude bist. Es war echt etwas Besonderes. Politiker haben sich uns vorgestellt und mit uns ein paar Erfahrungen zum Thema Debattieren geteilt.

Enis: Man hat gemerkt, wie professionell es dort zugeht. Die Politiker und Angestellten waren ebenfalls vor Ort. Neben den Debatten im Plenarsaal waren auch Konferenzen in verschiedenen Räumen. Es war schön, den Landtag erneut zu sehen, da ich letztes Jahr auch schon dabei war.

Welche Erfahrungen habt ihr bei den Wettbewerben gesammelt?
Tim: Neue Menschen kennengelernt zu haben, mit denen man sich auf Anhieb verstanden hat. Nicht nur auf den Landtag bezogen, sondern allgemein. Viele bei unseren Seminaren waren auch in verscheiden Parteien, also politisch engagiert.

Nathalie: Bei unserem ersten Wettbewerb waren wir im Forum. Davor waren wir allerdings in einem Raum nur mit der Jury. Es war natürlich ein ganz anderes Gefühl vor so vielen Mitschülern und Mitschülerinnen und Lehrern und Lehrerinnen eine Debatte zu führen.

Inwiefern hilft euch die Debattier-AG in eurem Alltag?
Enis: Die meisten Themen der Debattier-AG thematisieren die Allgemeinbildung. Dadurch befasse ich mich viel mit tagespolitischen Themen. Ich habe durch die Debattier-AG ein viel breiteres Wissen und kenne mich somit viel besser in so manch einer Diskussion aus.

Fynn: Ich habe gelernt mich in Streitgesprächen gewählter und sachlicher auszudrücken.

Tim: Ich kann Fynn und Enis nur zustimmen. Meiner Mutter ist auch aufgefallen, dass Diskussionen am Abendbrottisch oft nach den „Debattenregeln“ ablaufen. Zum Beispiel lassen wir einander bei Meinungsverschiedenheiten ausreden.

Wie schon erwähnt, ist debattieren auch sehr wichtig in vielen Berufen. Habt Ihr vor, Euch für einen derartigen zu entscheiden?
Janna und Fynn unisono: Nein!
Und die anderen?
Enis: Ich möchte später Jura studieren, was natürlich sehr viel mit argumentieren zu tun hat.
Außerdem ist so ein Eintrag, dass man auf einem Rhetorik– Seminar war, sehr gut im Lebenslauf. 😉
Tim: Für mein Betriebspraktikum wählte ich den Beruf Polizist, der mich sehr fasziniert. Das könnte ich mir vorstellen!

Wenn Du nach diesem Interview Lust aufs Debattieren bekommen hast, nach Regeln diskutieren können möchtest oder deine Meinung einfach besser durchsetzen können möchtest, dann solltest du der Debattier– AG definitiv einen Besuch abstatten. Auch Schüler und Schülerinnen in unteren Klassen sind willkommen. Die können allerdings noch nicht an den Wettbewerben teilnehmen.