Philosophie
Der Wert der Philosophie besteht […] wesentlich in der Ungewissheit, die sie mit sich bringt. Wer niemals eine philosophische Anwandlung gehabt hat, der geht durchs Leben und ist wie in ein Gefängnis eingeschlossen: von den Vorurteilen des gesunden Menschenverstandes, von den […] Meinungen seines Zeitalters oder seiner Nation […].
(Bertrand Russell, 1872-1970)
Der Unterricht im Fach Philosophie wird parallel zum Fach Religion angeboten. Die Schülerinnen und Schüler entscheiden gemeinsam mit ihren Sorgeberechtigten, in welchem der beiden Fächer sie den Unterricht besuchen.
Was ist der Mensch? Was soll ich tun? Was kann ich wissen? Was darf ich hoffen?
An diesen Fragen des Philosophen Immanuel Kant orientiert sich der Philosophieunterricht in Schleswig-Holstein verbindlich.
In jeder Jahrgangsstufe werden Themen aus allen vier Bereichen bearbeitet. Diese bauen aufeinander auf. Während die Themen in der Unterstufe noch kindgerechter gehalten sind, werden ähnliche Themen in der Oberstufe mit mehr Theorie und Komplexität behandelt.
Philosophieren kann jede und jeder. Es setzt anfangs kein Wissen und keine besonderen Fertigkeiten voraus, wohl aber die Lust am eigenständigen Denken, am aufmerksamen Zuhören dabei, was andere zu sagen haben, und auch am Lesen von Texten von Philosophinnen und Philosophen. Es setzt die Bereitschaft voraus, Wohlbekanntes zu hinterfragen, sich auf Probleme einzulassen, die sich im Alltag nicht selbstverständlich stellen, und die eigene Sprache zu schärfen. Philosophieren macht Spaß und gehört zum Menschsein dazu, weil man ganz unabhängig von äußeren Hilfsmitteln neue Horizonte entdecken, Grundsätzliches verstehen und auf die Welt nicht nur auf eine einzige Weise, sondern auch in einem neuen Licht blicken kann.
In der Sekundarstufe I knüpft der Unterricht an die Vorstellungen von der Welt an, die die Kinder mitbringen. Sie haben schon erfahren, dass ihre Vorstellungen sich manchmal von denen anderer unterscheiden, sie haben das Bedürfnis, sich mitzuteilen und sich in andere hineinzuversetzen, sie streiten darum, wer Recht hat und was richtig ist.
Der Philosophieunterricht der Sekundarstufe II führt die in der Sekundarstufe I angelegte Erziehung zur Nachdenklichkeit fort und trägt damit zu einer reflektierten Auseinandersetzung mit der Welt bei. Konkret befähigt er die Heranwachsenden, in der modernen Gesellschaft, in der demokratische Prozesse der Meinungsbildung zum unverzichtbaren Grundgerüst gehören, einen eigenen, selbstbewussten Standpunkt zu gewinnen und so als selbstbestimmte und kritisch partizipierende Mitglieder die Gesellschaft mitzugestalten.
Insgesamt fordert und fördert der Philosophieunterricht die Fähigkeit, Gewohntes und Bekanntes in Frage zu stellen, zu staunen und die Dinge aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Am Ende steht häufig kein fertiges Gedankengebäude, son¬dern es bleiben Fragen offen, die ein Weiterdenken erfordern. Philosophie ist somit nicht nur eine Tätigkeit, sondern eine Art Lebenseinstellung.
Kein Endergebnis haben zu müssen, macht den Reiz des Faches aus, frei nach dem Motto: „Der (Denk-)Weg ist das Ziel!“ Dieses Ziel soll mittels Gedankenexperimenten, Diskussionen, Essayschreiben, Medienarbeit u.v.a. Methoden Stück für Stück angegangen und geschärft werden.