Veuve Noire

„Jeder hat das Recht Mensch zu sein“

Am Dienstag, den 12. September, besuchte die Hamburger Dragqueen Veuve Noire unser Schulzentrum. In der fünften und sechsten Stunde versammelten sich die Klassen 9, 10 und E im Forum. Einzelne Schülerinnen moderierten den Anfang und das Ende des Vortrags und trafen Veuve Noire gleich zu Beginn der zweiten großen Pause. Die gebürtige Rostockerin kam fröhlich und offen, zusammen mit der pädagogischen Mitarbeiterin des EKJB Anna Lena Ihme, in das Forum und bat geradeheraus um das „Du“. Die Botschafterin des Projekts der deutschen Dragqueen Olivia Jones „Olivia macht Schule“ erklärte uns Schülerinnen und Schülern, alles rund um die Themen Toleranz, Vielfalt und Offenheit. Von biologischen Fakten wie, dass Delfine in homosexuellen Beziehungen leben, bis hin zu ihren eigenen Erfahrungen, machte die 39-Jährige klar, dass es gut ist, vielfältig zu sein. Außerdem teilte sie Geschichten von sich mit uns über mehrfache Verfolgungen von Nazis sowie das Abwenden mancher Bekannten nach ihrem Outing. „Wir sind bei weitem noch nicht da angekommen, wo wir eigentlich schon sein sollten“, erklärte sie uns. Denn, obwohl Menschen aus der LGBTQIA+ Community heutzutage mehr akzeptiert werden als früher, gibt es leider immer noch Menschen, die das nicht tolerieren wollen oder können. Dabei gab es schon im alten Ägypten, so Veuve, homosexuelle Beziehungen. Und die heute frauentypischen Highheels waren ursprünglich für Könige und Kaiser angefertigt worden, damit sie auf den Pöbel herabschauen konnten. Die Männer haben sich im 16. Jahrhundert geschminkt und große Perücken getragen. Und heute ist das seltsam?

Veuve Noire machte mit ihrer Geschichte und ihren Erzählungen klar, dass jeder Mensch das Recht hat, seine Persönlichkeit auszuleben. Abschließend hatten wir die Chance, der Dragqueen Fragen zu stellen. Veuve beantwortete alle Fragen gelöst und aufmerksam, immer mit etwas Humor. So spricht man ihren Namen beispielsweise „Wöff No-ar“ aus; also „wie ein schwuler bellender Hund“:

SuS: Als was arbeitest Du?

Veuve: Als Travestiekünstler. Außerdem betreue ich die Kultkieztouren und bin die Botschafterin des Projekts „Olivia macht Schule“.

SuS: Wie lange brauchst Du-, um Dich fertig zu machen und wie viel kostet das Makeup?

Veuve: Mit allem Drum und Dran-, mindestens drei Stunden. Kommt dabei aber auch immer auf den Look an. Im Monat gebe ich so zwischen 200 und 250 Euro für Kosmetikprodukte aus.

SuS: Welche Erfahrungen hast Du an anderen Schulen gemacht?

Veuve: Also Kinder und Jugendliche, die blöde Sprüche machen, gibt es überall. Aber wenn ich da war, hat sich niemand getraut. Es war interessant zu sehen, was dieses Projekt mit jungen Menschen macht.

Veuve Noire hatte auch noch ein paar abschließende Worte, eine Botschaft, an alle Menschen, die vielleicht gerade etwas ähnliches durchleben, wie sie einst:

Suche Dir jemanden, dem Du dich anvertrauen kannst und rede erstmal darüber. Lasse Dich nicht von anderen Leuten beirren, denn Dein Weg muss nicht der gleiche, wie der von anderen sein. Du musst dich nicht labeln, das ist egal. Sei einfach Du selbst. Niemand muss so denken, wie Du vielleicht von Dir selbst denkst.

Zum Schluss verwies Anna Lena Ihme vom EKJB Nordfriesland auf die kleinen Dosen, welche aufeinander gestapelt auf einem Tisch neben ihr standen. Jede Klasse bekam eine Bonbondose, welche mit einem Spruch verziert ist: „Sei bunt in einer grauen Welt! Toleranz ist das Farbenmeer, das uns vereint und unser Miteinander zum Strahlen bringt.“

Das Projekt „Olivia macht Schule“ wurde 2019 ins Leben gerufen. So besuchen „Familienbotschafterin“ Veuve Noire und Kultkieztourenguide Eva „Doc“ Decker Schulen, KiTas und Berufsschulen und stellen ihre Geschichten vor, diskutieren und erklären.

Autorin: Nora Kaysser